Archiv der Kategorie: 19. Jahrhundert

Kleine Geschichte Taiwans

Dafür, dass es sich um eine „kleine“ Geschichte Taiwans handelt, erscheint die Zeit zwischen 1945 und heute auf den ersten Blick vergleichsweise ausführlich dargestellt. Doch in diesem Buch des Universitätsprofessors und Taiwan-Spezialisten Gunter Schubert geht es eben nicht um die Geschichte der rund 180 Kilometer südöstlich der Volksrepublik China gelegene Insel, sondern um das politische Gebilde Taiwan. Denn, so verrät der Klappentext, das Buch soll helfen, den aktuellen Konflikt zwischen Taiwan und der Volksrepublik, der droht, einen Krieg zwischen den beiden stärksten Militärmächten der Welt auszulösen, besser zu verstehen.

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Eingeordnet unter 19. Jahrhundert, 20. Jahrhundert, 21. Jahrhundert, Rezension

Zum 250sten Geburtstag von Matthew Flinders

Matthew Flinders, der britische Seefahrer, dem Australien nicht nur seinen heutigen Namen zu verdanken hat, gehört hierzulande nicht zu den bekanntesten Vertretern seiner Zunft. Dabei war er Teil einer Gruppe außergewöhnlicher Persönlichkeiten, die im 17. Und 18. Jahrhundert durch ihre nautischen und wissenschaftlichen Fähigkeiten im Auftrage ihrer jeweiligen Regierungen wichtige Voraussetzungen zur europäischen Kolonialisierung und Ausbeutung der Welt und damit die Grundlage dessen geschaffen haben, was wir heute als „unseren Wohlstand“ so vehement zu verteidigen suchen. Jede dieser Persönlichkeiten hatte dabei so ihre eigene Motivation, sei es Neugier und Abenteuerlust, sei es Karriere, sei es wissenschaftliche Erkenntnis und Forscherdrang. Die meisten von ihnen waren sich der Folgen ihres Handelns für die „be- und untersuchten“ Kulturen durchaus bewusst, hielten sie jedoch aus einem in jener Zeit obligatorischen zivilisatorischen Überlegenheitsgefühl heraus für unvermeidlich. Insofern können die Leistungen der (ich beschränke mich hier auf die britischen -) „Helden der Entdeckungsreisen“ wie James Cook, William Bligh, natürlich Matthew Flinders und nicht zuletzt Joseph Banks, als Vorsitzender der Royal Society die treibende Kraft bei der wissenschaftlichen Bestandsaufnahme der Ressourcen der Welt, nicht unabhängig von den ökonomischen und ideologischen Prozessen ihrer Zeit betrachtet und bewertet werden. Lesen Sie weiter auf „Forscher, Katzen und Kanonen“

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Eingeordnet unter 4 Frühe Neuzeit, Kolonialisierung, Zeitalter der Entdeckungen

Die Haifischinsel

Karg und unwirtlich ist sie, die Halbinsel in der Lüderitzbucht im Süden Namibias. Im Norden der Haifischinsel findet sich heute ein Campingplatz. 1905 richtete die „Schutztruppe“ der ehemaligen Kolonie Deutsch-Südwestafrika dort ein Konzentrationslager ein, in dem die Überlebenden des von Reichskanzler von Bülow gestoppten Vernichtungsfeldzugs General von Trothas gegen die Nama und Herero interniert wurden. Die Direktorin des Landesmuseums Hannover, Katja Lembke, ist zusammen mit Wolfgang Rabbel von der Uni Kiel den Spuren dieses Konzentrationslagers mit Methoden der historischen Archäologie auf den Grund gegangen und hat mit dem Buch Die Haifischinsel eine denkwürdige, beeindruckende und beklemmende Dokumentation des weitgehend „in Vergessenheit geratenen“ Wirkens des deutschen Kolonialismus vorgelegt.

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Eingeordnet unter 19. Jahrhundert, 20. Jahrhundert, Kolonialisierung, Rezension

Unternehmen Weltaneignung

Unternehmen Weltaneignung ist beileibe kein Buch, das man mal so eben wegliest. Und das liegt nicht allein am Umfang, sondern auch daran, dass es sich um eine umfassende und sehr detaillierte mit einer Fülle an Informationen versehene Studie zum Thema Verflechtung von Wirtschaft und Politik im Kontext des deutschen Kolonialismus handelt.

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Eingeordnet unter 19. Jahrhundert, 20. Jahrhundert, Allgemein, Kolonialisierung, Rezension

Dichter, Naturkundler, Welterforscher

Adelbert von Chamisso und die Suche nach der Nordostpassage

Lange waren der Mensch Adelbert von Chamisso und sein Werk in Vergessenheit geraten, inzwischen haben den Dichter und Naturforscher des 19. Jahrhunderts vor allem Kultur- und Literaturwissenschaftler wiederentdeckt und sein literarisches Werk gewürdigt. Nun hat sich auch der Evolutionsbiologe und Wissenschaftshistoriker Matthias Glaubrecht des Deutschen mit französischem Migrationshintergrund angenommen und eine umfassende und vielschichtige Biografie vorgelegt, die weit mehr beinhaltet als Leben und Werk des „Opfers“ der französischen Revolution.

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Eingeordnet unter 19. Jahrhundert, 5 Neuzeit, Rezension

Afrika und die Entstehung der modernen Welt

Eine Globalgeschichte

Wenn irgendwo historische Dokumente auftauchen, die die das bisherige Geschichtsverständnis in Frage stellen, wenn Archäologen Funde machen, die bisherige Kulturvorstellungen als falsch entlarven oder wenn die Analyse von DNA-Proben darauf hindeuten, dass die Evolution in Teilbereichen anders verlaufen ist als immer angenommen, dann ist schnell die Rede davon, dass „die Geschichte neu geschrieben werden muss“. Bei aller Begeisterung der jeweiligen Fachwissenschaftler handelt es sich dabei jedoch meist um Erkenntnisse, die das historische Gesamtbild nur marginal verändern. Das, was uns der Journalist Howard W. French mit seinem Buch Afrika und die Entstehung der modernen Welt vorsetzt, stellt diesbezüglich einiges auf den Kopf.

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Eingeordnet unter 19. Jahrhundert, 4 Frühe Neuzeit, 5 Neuzeit, Aufklärung, industrielle Revolution, Kolonialisierung, Rezension

Sensible Provenienzen

Forschungsprojekt will Wege für Rückführung menschlicher Überreste in ehemalige Kolonialgebiete eröffnen

Provenienzforschung in der Blumenbachschen Schädelsammlung: Asst. Prof. Dr. Tarisi Vunidilo, University of Hawaii, Hilo, Dr. Maximilian Chami, National Museum, Tansania, und Alma Simba, University of Dar es Salaam, Tansania.
Quelle: Universität Göttingen/Peter Heller

Pressemitteilung der Universität Göttingen (pug), 27. September 2022: Das Forschungsprojekt „Sensible Provenienzen“ der Universität Göttingen will Wege für eine potenzielle Rückführung menschlicher Überreste in ehemalige Kolonialgebiete eröffnen. Bei einem gemeinsamen Pressetermin haben die am Projekt beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Kamerun, Tansania, Fiji und Palau, die zurzeit in Göttingen zu Gast sind, ihre Arbeit nun vorgestellt. Die Gastwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler forschen an rund 100 der insgesamt 1.800 „human remains“, die aktuell in der Blumenbachschen Schädelsammlung und in der Sammlung der historischen Anthropologie der Universität Göttingen lagern.

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Eingeordnet unter Ausstellungen, Kolonialisierung, Pressemitteilungen

Weil ich ein Inuk bin

Johann August Miertsching, ein Lebensbild

LeserInnen, die sich wie ich recht intensiv mit dem Kolonialismus beschäftigen, verarbeiten das Buch sicherlich unter einer speziellen Perspektive. Und so ist die Biografie Johann August Miertschings, Mitglied der weltweit organisierten und missionierenden protestantischen Herrnhuter Brüdergemeine, nicht nur die Wiedergabe der Lebensgeschichte eines zweifellos vielschichtigen, vielleicht sogar besonderen, in jedem Fall aber bemerkenswerten Menschen seiner Zeit. Mechthild und Wolfgang Opel gelingt es auch, den/die LeserIn durch die akribische Auswertung von Miertschings schriftlichen Hinterlassenschaften sowie langjährigen, weltweiten vor Ort-Recherchen in die damalige Zeit, die Vorstellungen, Werte und ideologisch-religiösen Zwänge hineinzuziehen.

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Eingeordnet unter 19. Jahrhundert, Rezension

Das Prachtboot

Wie Deutsche die Kunstschätze der Südsee raubten

Was für ein Prachtstück, das große Auslegerboot von der Luf-Insel, die 1899 bis 1914 zur deutschen Kolonie Deutsch-Neuguinea „gehörte“. Heute stellt das rund 15 Meter lange Schiff den spektakulären Mittelpunkt des Humboldt-Forums dar, das unter anderem die Sammlungen des ehemaligen Ethnologischen Museums Dahlem beherbergt. Die Umbenennung und „neue Ausrichtung“ ethnologischer Sammlungen, also der Aneignung von Kulturgütern außereuropäischer Gesellschaften im Rahmen des Kolonialismus ändert aber nichts am Charakter der Sammlungen und der jeweiligen Art der Aneignung. Am Beispiel des Prachtbootes von Luf beleuchtet Götz Aly nicht nur die Herkunft und Beschaffung des zentralen Ausstellungsstückes, sondern auch exemplarisch die Problematik der „Rückgabediskussion“, wie sie in Zusammenhang mit der heutigen Provenienzforschung augenscheinlich wird.

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Eingeordnet unter 19. Jahrhundert, 20. Jahrhundert, 5 Neuzeit, Ethnologie, Kolonialisierung, Rezension

Die Hamburger Südsee-Expedition

Über Ethnographie und Kolonialismus

Zwischen 1908 und 1910 fand eine wissenschaftliche Expedition in deutsche Kolonialgebiete des Pazifiks statt. Diese als Hamburger Südseeexpedition in die Kolonialgeschichte eingegangene Unternehmung hat der 2019 verstorbene Hamburger Ethnologe und ehemalige Direktor des Hamburgischen Museums für Völkerkunde (heute Museum am Rothenbaum), Hans Fischer, beschrieben. In seiner 1981 erstmals erschienenen und nun neu aufgelegten Fallstudie dokumentiert er die Verwicklungen zwischen Kommerz, Politik und Wissenschaft in der Ära des Kolonialismus.

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Eingeordnet unter 20. Jahrhundert, 5 Neuzeit, Ethnologie, Kolonialisierung, Rezension