Archiv der Kategorie: 3 Mittelalter

1000 Jahre Wikinger in Amerika

Mannheimer Forscher datieren als Teil eines internationalen Teams zum ersten Mal den frühesten Aufenthalt von Europäern in Amerika

Presseinformation der Reiss-Engelhorn-Museen vom 22.10.2021: Wikinger waren bereits im Jahr 1021 n. Chr. in Nordamerika. Das beweist die neue Studie eines internationalen Forscherteams unter der Beteiligung des Curt-Engelhorn-Zentrums Archäometrie der Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim. Dies ist das früheste und erstmals genau nachweisbare Datum, an dem sich Europäer vor der Ankunft von Kolumbus im Jahr 1492 in Amerika aufhielten. Bei der Datierung nutzten die Wissenschaftler neueste Erkenntnisse zur Auswirkung von Sonnenstürmen. Die Studie wird jetzt erstmals im bekannten Wissenschaftsmagazin „Nature“ veröffentlicht.

Baumstumpf mit Bearbeitungsspuren, der neben zwei weiteren Bäumen zur Datierung verwendet wurde © Margot Kuitems 2018

Mit ihren Langschiffen segelten die Wikinger über große Entfernungen. Im Westen gründeten sie Siedlungen auf Island, Grönland und schließlich in L’Anse aux Meadows, Neufundland, Kanada. Wann diese ersten transatlantischen Reisen stattfanden, blieb bisher jedoch unklar. Nun zeigen Wissenschaftler unter Leitung der Universität Groningen, dass Europäer bereits 1021 n. Chr. in Amerika waren. Dieses Datum markiert auch den frühesten bekannten Zeitpunkt, an dem der Atlantik überquert wurde und die Migration der Menschheit schließlich den gesamten Planeten umspannte.

Bisherige Datierungsversuche zum Aufenthalt der Wikinger in Amerika haben sich stark auf isländische Sagen gestützt. Diese zunächst mündlich überlieferten Geschichten wurden allerdings erst Jahrhunderte nach den darin erzählten Ereignissen niedergeschrieben und können somit nicht für eine genaue Altersbestimmung herangezogen werden.

Für eine naturwissenschaftlich basierte Altersbestimmung untersuchten die Wissenschaftler Holzstücke dreier Bäume aus archäologisch den Wikingern zuzuordnenden Kontexten in Kanada. Alle drei Holzstücke wiesen deutliche Spuren von Schnitten mit Metallklingen auf – ein Material, welches von der einheimischen Bevölkerung nicht hergestellt wurde.

Dr. Ronny Friedrich im Labor © Curt-Engelhorn-Zentrum Archäometrie gGmbH, Fotograf: Ralf Mager

„Normalerweise ermöglicht eine Altersbestimmung mit der C-14-Methode keine jahrgenaue Datierung. Dass wir jetzt erstmals nicht nur eine Zeitspanne, sondern ein genaues Datum für den Aufenthalt der Wikinger in Amerika angeben können, ist natürlich eine Sensation. Hier kommen uns neue Erkenntnisse zu den Auswirkungen von Sonnenstürmen zu Hilfe.“, betont Dr. Ronny Friedrich vom Curt-Engelhorn-Zentrum Archäometrie, der die Proben mit seinem Team in Mannheim untersucht hat.

Das genaue Jahr konnte bestimmt werden, weil sich 992 n. Chr. ein massiver Sonnensturm ereignete, der ein deutliches Signal im Radiokohlenstoff (C-14) der Baumringe des folgenden Jahres erzeugte. Der signifikante Anstieg der Radiokohlenstoffproduktion zwischen 992 und 993 n. Chr. kann in Baumringarchiven auf der ganzen Welt festgestellt werden und damit zur hochgenauen Datierung dienen. Jedes der drei untersuchten Holzobjekte wies dieses Signal 29 Wachstumsringe (Jahre) vor der äußeren Baumrinde auf und erlaubt die Schlussfolgerung, dass die Fällung der Bäume im Jahr 1021 n. Chr. stattfand – also genau vor 1000 Jahre.

Curt-Engelhorn-Zentrum Archäometrie

Das Curt-Engelhorn-Zentrum Archäometrie gehört zu den Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim und ist spezialisiert auf die naturwissenschaftliche Analyse von Kulturgütern. Das renommierte Forschungsinstitut ist national und international an zahlreichen Projekten beteiligt. Seine Expertise umfasst die Bereiche Altersbestimmung, Bioarchäologie, Echtheit und Materialanalyse.

www.ceza.de

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Buch-Geschichten in Raum und Zeit

aus der Dombibliothek Hildesheim

Dass in Büchern Geschichten erzählt werden, versteht sich von selbst. Dass Bücher eine eigene, recht einzigartige Geschichte haben können, erscheint angesichts der heutigen publizistischen Massenproduktion schon eher ein Glücksfall. Wie sehr in der vorindustriellen Literaturvergangenheit Bücher oft mit Geschichten und Geschichte, mit Persönlichkeiten und Schicksalen verwoben waren, davon berichtet Monika Suchan in ihren Buch „Buch-Geschichten in Raum und Zeit. Lesen Sie weiter auf Kulturstrom

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Burgen und Schlösser

Reisen zu den schönsten Meisterwerken der Baukunst in Deutschland und Österreich

Bildbände über Schlösser und Burgen sind Legion auf den deutschen Buchmarkt. Mit Burgen und Schlösser aus dem Vista Point- Verlag hat sich nun eine weitere, großformatige Publikation hinzugesellt. Der inhaltliche Ansatz dieses Werkes besteht u.a. in der Vermittlung der Theorie des Repräsentationsbaus. Weiterlesen

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Der Auerochse – Eine Spurensuche

Ausstellung im Museumszentrum Lorsch
28.1. bis 6.5.2018

Höhlenmalereien von Lascaux mit einer Auerochsendarstellung. © W. Rosendahl

Pressemeldung 25. Januar 2018, LORSCH. Ab kommenden Sonntag zeigt das UNESCO Welterbe Kloster Lorsch die Ausstellung „Der Auerochse – eine Spurensuche“, die vom 28. Januar bis 6. Mai 2018 im Museumszentrum Lorsch zu sehen ist. Die Schau verfolgt die Fährte des seit fast vier Jahrhunderten ausgestorbenen Auerochsen von der Vorgeschichte bis heute und wurde in Kooperation mit dem UNESCO Geopark Bergstraße Odenwald konzipiert. Weiterlesen

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Runen

Geschichte – Gebrauch – Bedeutung

Über Runen ist bereits viel geschrieben worden. Vieles dessen, was heute hierzulande über die germanischen Schriftzeichen als bekannt gilt, stammt vor allem aus der esoterischen und romantischen Ecke. Mit dem Buch Runen legt der Professor für Germanistik und Skandinavistik, Arnulf Krause, ein wissenschaftlich fundiertes und verständliches Sachbuch zum, Thema vor.

Der Autor wählt in seiner Einführung einen unerwarteten Einstieg in das Thema. Mit Jules Verne lässt er den Leser – ausgelöst durch einen geheimnisvollen Runentext des fiktiven Alchemisten Arne Saknussemm – mal schnell zum Mittelpunkt der Erde reisen und mit J.R.R. Tolkien ihn die Welt der Runen von Mittelerde. Ein gelungener Einstieg, mit dem der Leser in die reale Welt germanischen Schriftzeichen gezogen Wird. Mit den folgenden Ausführungen zum kultur-, sprach- und schriftgeschichtlichen Hintergrund der Germanen, schafft er dann eine solide Grundlage für die differenzierte Darstellung zu Geschichte, Gebrauch und Bedeutung der – im wahren Sinne des Wortes Runen – geheimnisvollen Schriftzeichen. Weiterlesen

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Richard Löwenherz – Ausstellung

im Historischen Museum der Pfalz Speyer

Gestaltung: Lisa-Marie Malek für das Historische Museum der Pfalz Speyer, Foto: Dennis Gilbert

Vom 17. September 2017 bis zum 15. April 2018 zeigt das Historische Museum der Pfalz in Speyer die Sonderausstellung „Richard Löwenherz. König – Ritter – Gefangener“. Im Mittelpunkt dieser Schau steht Richards Lebensgeschichte, seine Herkunft, sein Aufstieg und sein tiefer Fall auf dem Höhepunkt der Macht. Der Ausstellungsrundgang endet mit einem Blick auf die Verschiebung der Machtverhältnisse in England und Europa nach seinem Tod. Weiterlesen

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Ausstellung „Begraben und Vergessen? Knochen erzählen Geschichte“

Basis: Pressemeldung Kloster Lorsch 16. März 2017. Vom 19. März bis 14. Mai 2017 zeigt das UNESCO Weltkulturerbe Kloster Lorsch im Schaudepot Zehntscheune die Sonderausstellung „Begraben und Vergessen? Knochen erzählen Geschichte“. Die Ausstellung nimmt auf der Grundlage aktueller archäologisch-anthropologischer Untersuchungen erstmals die Menschen des Klosters in den Blick, die vom frühen bis zum späten Mittelalter in der bedeutenden Reichsabtei Karls des Großen lebten, arbeiteten und dort begraben wurden. Höhepunkt der Schau ist die 3D-Gesichtsrekonstruktion eines Lorscher Mönchs aus der Hochphase des Klosters um 900. Damit wird für die Besucher zum ersten Mal eine visuelle und virtuelle Begegnung mit einem Menschen aus dem frühen Mittelalter möglich, der vor rund 1100 Jahren im Kloster Lorsch gelebt und vielleicht die Erbauung der weltberühmten Torhalle erlebt hat. Weiterlesen

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Der Aufstieg des Mamluken-Sultanats

Gastbeitrag von Florian Heydorn

Berittener Mamluk, etwa 1810, © wikimedia commons

Berittener Mamluk, etwa 1810, © wikimedia commons

Persien – überrannt. Anatolien – unterworfen. Bagdad – niedergebrannt. Zwischen 1220 und 1258 zerschlugen die Mongolen auf ihrem Eroberungszug quer durch Asien die muslimischen Reiche des Vorderen Orients, ermordeten den Kalifen und löschten dessen Dynastie aus. Diese neuerliche, im Vergleich zur gerade erst überwundenen Bedrohung durch die Kreuzfahrer ungleich verheerendere Invasion traf die muslimische Welt ins Mark. Der syrisch-orthodoxe Gelehrte Bar Hebräus sah bereits das Ende des Islams gekommen. Erst 1260 konnte der Vormarsch der Mongolen bei Ain Jalut gestoppt werden. Es war die erste unumkehrbare Niederlage der Steppenkrieger, die niemals wieder so dicht davor stehen sollten, die letzte muslimische Macht, Ägypten, zu unterwerfen. Fortan beherrschte eine neue Dynastie unangefochten das Gebiet zwischen Nil und Euphrat: Die Mamluken. Weiterlesen

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Odin, Thor und Freyja

Skandinavische Kultplätze des 1. Jahrtausends n. Chr. und das Frankenreich  vom 11. Februar bis 6. Juni 2017

Presseinformation vom 08.02.2017 zur Ausstellung des Archäologischen Museums Frankfurt und des Dänischen Nationalmuseums Kopenhagen

logo-jpgDiese Sonderausstellung widmet sich erstmals den aufregenden neuen Ausgrabungen und Forschungen des Dänischen Nationalmuseums zu skandinavischen Kultplätzen des 1. Jahrtausends n. Chr. Faszinierende Einblicke in die Kultpraxis der paganen Religion des alten Nordens vermitteln kostbare Funde und überraschende Ausgrabungsbefunde. Im Zentrum stehen dänische Fürstenresidenzen mit riesigen, bis zu 50 m langen Versammlungshallen und eigenen Kultbauten für gemeinschaftliche Opfer. Spektakulär sind die architektonischen Inszenierungen dieser Bauten im Frankfurter Museum in natürlicher Größe. Weiterlesen

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Goldene Haarnadeln in silbernen Vasen

Kulturhistorische Notizen zur Katze im alten China

haarnadelnBei den Wörtern China und Katze kommen nicht nur bei Freunden der Schmusetiger gemischte Gefühle auf. Und doch war die Katze im chinesischen Kaiserreich ein geliebtes und verwöhntes Haustier. In ihrem Buch Goldene Haarnadeln in silbernen Vasen führt Margriet Gabrielle von Kispal ihre Leser in einen faszinierenden Aspekt chinesischer Kulturgeschichte ein: Die Entwicklung der Beziehung von Mensch und Katze durch die Jahrhunderte des chinesischen Kaiserreichs. Weiterlesen

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