Die Schweden in Bayern – Kurfürst Maximilian in Not

MUSE_H~1Nach einem fulminanten Siegeszug durch das Deutsche Reich überschritt der schwedische König 1632 die Grenzen Bayerns. Der vom Erfolg verwöhnte Maximilian und seine Untertanen erlebten in diesen Jahren die Schrecken des Krieges zum ersten Mal am eigenen Leib. Gustav Adolf rückte mit seiner Armee plündernd und mordend in das Land zwischen Lech und Inn ein.

Wie kam es dazu? Zweimal war Tilly, der bayerische (und in Nachfolge Wallensteins auch  kaiserliche) Feldherr vom Schwedenkönig geschlagen worden. Einmal bei Breitenfeld (1631), dann bei Rain am Lech (1632). Hier verwundete den schon 73jährigen Wallone eine schwedische Kanonenkugel tödlich. Gustav Adolf stand Bayern offen.

Maximilian brachte Teile seiner Schätz in Sicherheit

Maximilian musste sein Land den Schweden überlassen. Er raffte in München zusammen was auf die Schnelle ging, brachte seine Frau und seine Schätze in Salzburg in Sicherheit. Seine Untertanen konnten das in der Mehrzahl nicht. Sie mussten den Preis für die Ambitionen ihres Fürsten bezahlen: mit ihrem Hab und Gut und/oder ihrem Leben. Maximilians Hilferufe an den Kaiser verhallten erst einmal ungehört. Es gab inzwischen zwar wieder eine wallensteinsche Armee. Die sei jedoch noch nicht einsatzbereit, ließ der zurück gerufene Generalissimus wissen; außerdem galt es in erster Linie die habsburgischen Erblande zu schützen. Ob das so war – wahrscheinlich schon. In jedem Fall passte es ins Kalkül des ins Amt zurückgekehrten Böhmen. Schließlich hatte Maximilian  ja auf dem Regensburger Kurfürstentag 1630 dafür gesorgt, dass Wallenstein sein Generalat verloren hatte. Jetzt sollte Maximilian warten – und flehen.

Dabei hatte sich alles aus der Sicht des Bayern bis vor kurzem so wunderbar entwickelt – natürlich abgesehen vom Parvenü Wallenstein. Fast das gesamte deutsche Reich stand unter kaiserlich-ligistischer und damit katholischer Aufsicht. Ein Punkt, den Maximilian als Strenggläubiger mit großem Wohlgefallen sah. Natürlich gab es – wie immer – Differenzen zwischen Bayern und dem Haus Österreich. Jetzt ging es auch darum, wer sich welche Pfründe für seine Familie sichern konnte. Denn das Restitutionsedikt von 1629, das der bayerische Kurfürst mit vorangetrieben hatte, eröffnete mit der Rückführung zahlreicher Stifter und Klöster diesbezüglich die schönsten Möglichkeiten.

Maximilian bettelte um Wallensteins Hilfe

Und jetzt die schwedische Besatzung. Da rief, ja schrie Maximilian nach dem Heer des ungeliebten Wallenstein. Wer auch sonst sollte jetzt schnell Hilfe bringen, wer dem Schweden eine ebenbürtige Macht entgegenstellen? Der Bayer schmeichelte dem Böhmen, verbog sich, sicherte ihm sein Wohlwollen zu – nichts half. Wallenstein schickte keine Truppen.

Bayern, das so wohl regierte Land, war inzwischen in weiten Teilen übel mitgenommen worden. Zwar schonte Gustav Adolf die Hauptstadt München, aber das Umland ließ er umso wirkungsvoller verwüsten. Der Schwedenkönig hatte das Ziel ausgegeben, das Land seines Feindes systematisch zu zerstören. Er wollte den „Totalruin“ Maximilians. Und in einigen Landesteilen, so im Norden der bayerischen Hauptstadt, ist ihm das weitestgehend gelungen.

Die bayerische Einwohnerwehr versagte

Die von Maximilian seit Jahren mit aller Macht aufgebauten Landfahnen – eine Einwohnerwehr – zeigten sich den Söldnern unter schwedischer Fahne nicht gewachsen. Auch die bayerische Landbevölkerung leistete kaum Gegenwehr. Die Soldaten der schwedischen Armee verwüsteten Weiler, zündeten Städte an und beraubten, quälten, vergewaltigten, ermordeten die Menschen.

Am Ende zwang Wallenstein Maximilian seine Strategie auf. Er kam nicht nach Bayern, sondern vertrieb die mit Schweden verbündeten Sachsen aus Böhmen, marschierte anschließend nach Eger, um Gustav Adolf sowohl von Bayern als auch von den Erblanden wegzulocken. Maximilian schloss sich der kaiserlichen Armee bei Tirschenreuth an. Hier begegneten sich die beiden Kontrahenten, die jetzt zusammen wirken mussten, erstmals persönlich.

Gustav Adolf musste der bayerisch-kaiserlichen Armee folgen. Es kam zum großen Stellungskrieg bei Nürnberg, der für die Schweden eher ungünstig ausging. Dann zur Schlacht bei Lützen in Sachsen, in der Gustav Adolf am 15. November 1632 sein Leben verlor.

1634  ging es wieder offensiv gegen die Schweden

Bayern wurde durch diese Manöver tatsächlich kurzfristig von der schwedischen Hauptarmee befreit, die Bedrohung blieb. Im Frühjahr 1633 überrannten die Schweden erneut das Land und es gelang Bernhard von Weimar sogar Regensburg zu erobern. Wieder drängte Maximilian Wallenstein, ihm zur Hilfe zu kommen. Wieder verweigerte sich dieser. Erst mit der Absetzung und Ermordung des Generalissimus 1634 änderte sich die kaiserliche Strategie. Jetzt ging es offensiv gegen die Schweden. Der Sieg bei Nördlingen im selben Jahr brachte die Entscheidung.

Bayern war wieder frei. Aber Maximilians Land – das hatte sich gezeigt – verfügte nicht mehr die Stärke der zwanziger Jahre, die die es ihm ermöglichte, zwischen dem Kaiser, Spanien und Frankreich zu lavieren und immer seine Ziele durchzusetzen. Maximilian war nur noch der Fürst einer zweitklassigen Macht. Aber auch aus dieser Position schaffte es der Bayer zu den Gewinnern des großen Krieges zu gehören. Zwar fielen die Schweden und Franzosen noch kurz vor Ende des dreißigjährigen Ringes 1647/48 in sein Land ein und verwüsteten es erneut schwer. Er behielt jedoch die Kurfürstenwürde und die Oberpfalz in seinem Besitz.

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