Forschungsprojekt Prize-Papers

Die Erschließung eines Dokumentenschatzes aus der frühen Neuzeit

Unterschiedlichste Dokumente aus den Prize Papers im historischen Originalzustand Bild: Maria Cardamone
Crown Copyright courtesy of The National Archives, UK

Eine einzigartige Sammlung von Dokumenten befindet sich im Nationalarchiv des Vereinigten Königreiches. Die wird nun seit 2018 im Rahmen eines ambitionierten internationalen Forschungsprojektes vollständig erschlossen, katalogisiert und in Gänze digitalisiert und ist gleichzeitig Grundlage zahlreicher Forschungsprojekte, internationaler Kooperationsprojekte sowie verschiedener auch studentischer Forschungsprojekte. Die Prize Papers umfassen unter anderem die Akten des Prisengerichtes der britischen Admiralität, die den Zeitraum von 1664 bis 1817 abdecken. Neben den offiziellen Gerichtsakten finden sich in dem Bestand alle im Rahmen von Kaperungen beschlagnahmten Dokumente, darunter die Ladepapiere, Karten, Bücher und Notizbücher, Schlüssel, Spielkarten, koloniale Verwaltungspapiere sowie rund 160.000 Briefe, die ihre Empfänger nicht erreichten.

Eine historische Quelle unschätzbaren Wertes

Weitere Dokumente aus den Prize Papers, ebenfalls im historischen Originalzustand (Bild: Joanne Muhammad)
Crown Copyright courtesy of The National Archives, UK

Es ist ein wahrhaft gigantisches aber auch spannendes Unterfangen, aus den unterschiedlichen historischen Dokumenten, das ganze Spektrum der damaligen politischen, gesellschaftlichen, persönlichen, moralischen, ökonomischen und mentalen Welt (und Welt ist dabei angesichts der globalen Zusammenhänge wörtlich zu verstehen!) aus der Sammlung herauszuarbeiten und bis ins Detail unter verschiedenen Aspekten zu rekonstruieren. Tatsächlich verdient die Sammlung wie kaum eine andere die attribute „historisch“ und „global“. Historisch, weil die Akten seit ihrer Archivierung weitestgehend unberührt und unsortiert, also in ihrem ursprünglichen Zusammenhang und vollständig erhalten geblieben sind und damit gewissermaßen eine Sammlung mikrogeschichtlicher „Zeitkapseln“, wie es das Projektteam beschreibt, darstellen. Global, weil bislang Dokumente in insgesamt 19 Sprachen identifiziert werden konnten, darunter Französisch, Holländisch, Englisch und Spanisch, aber auch Deutsch, Italienisch, Schwedisch, Russisch, Baskisch oder Latein, Hebräisch, Arabisch, Mandarin und nicht zuletzt Hindi.

Ein kulturgeschichtliches Großprojekt

Dr. Amanda Bevan (links, UK National Archives) und die Projektleiterin Prof. Dr. Dagmar Freist (rechts, mit einem Schlüssel aus dem Prize Papers Bestand) im Arbeitsraum des Projektes in den National Archives.
Crown Copyright courtesy of The National Archives, UK

Die Leiterin des internationalen Forschungsprojektes, Prof. Dr. Dagmar Freist, Historikerin an der Universität Oldenburg, befasst sich zusammen mit ihrem Team bereits seit 2012 mit den Prize Papers. Aber erst am 25. April 2018 fiel schließlich in Oldenburg der Startschuss des auf 20 Jahre angelegten und von der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen geförderten Forschungsprojektes (mit Standorten an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg sowie in den National Archives London). Zudem kooperiert das Projekt eng mit dem Deutschen Historischen Institut (DHI) London sowie den IT-Experten der VZG Göttingen.

Abenteuer Geschichte

Die Erkenntnisse, die sich aus diesem unvergleichlichen Archiv erarbeiten lassen sind immens. Sie erlauben einen einzigartigen Einblick in die frühneuzeitliche Welt unter vielen unterschiedlichen Aspekten. Und ganz offensichtlich ermöglichen sie im Rahmen von studentischen Projekten einen aufregenden Lehrbetrieb, wie das Beispiel des im Sommersemester 2018 von Annika Raapke & Lucas Haasis veranstalteten Masterseminars Die Bremer Concordia: Möglichkeiten einer globalen Mikrogeschichte zeigt.

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