Teeklipper- die Windhunde der Meere

Gerade einmal 15 Jahre währte der legendäre Kampf der Teeklipper um hohe Frachtraten und Siegprämien. Dabei ging es um Schnelligkeit, Erfahrung und Wagemut. Seit 1859 begannen sich die in Großbritannien gebauten kleineren Klipperschiffe in der Teefahrt von China nach London gegenüber den größeren und unwirtschaftlichen amerikanischen Kalifornienklippern durchzusetzen.

Die britischen Schiffe hatten eine kleinere Besatzung und bekamen ihre Laderäume schneller voll. Zwar wurde bereits seit 1856 jedes Jahr eine Prämie für das erste mit Tee in London eintreffende Schiff bezahlt. Trotzdem beginnen die Berichte der großen Tee-Rennen erst mit dem Jahr 1865.

Über die schnellsten Schiffe zu verfügen, bedeutete für eine Reederei nicht nur das mögliche Kassieren der Prämie, sondern vor allem höhere Frachtraten. Und so standen hinter den legendären Wettfahrten der Teeklipper weniger sportliche Wettkämpfe, als vielmehr harte wirtschaftliche Interessen. Und das begann bereits mit der Ladung. Es gab bei den Wettrennen keinen gemeinsamen Start. Wer sein Schiff als erster beladen hatte, setzte Segel und rauschte unter Vollzeug davon.

Die Geschwindigkeit der Schiffe, die immerhin zwischen 15 und 20 Knoten segeln konnten, war für die schnellste Passage nicht allein ausschlaggebend. Es kam auch auf die Windverhältnisse, die Erfahrung und Entschlossenheit der Kapitäne, Glück und eine gute Logistik der Reederei an.

Schnellstes Schiff auf dem dritten Platz

Im Mai 1865 starteten die Fiery Cross und die Serica zeitgleich aus einem chinesischen Hafen. Die Teaping folgte wenige Tage später.

Auf der ganzen Reise blieben die beiden ersten Schiffe fast immer in Sichtweite voneinander und erreichten nach 106 Tagen den englischen Kanal, die Serica hatte auf der ganzen Strecke gerade mal einen Vorsprung von zwei Seemeilen herausgesegelt. Bei Beechy Head, einer Landspitze vor der Themsemündung nahmen beide Schiffe Schlepperhilfe in Anspruch. Die zurückliegende Fiery Cross bekam einen stärkeren und schnelleren Schlepper und erreichte ihren Liegeplatz kurz vor ihrer Konkurrentin. Das schnellste Schiff, die Teaping erreichte trotz der nur 101 tägigen Überfahrt als letztes das Ziel.

Das Rennen 1866

1866 beteiligten sich insgesamt 9 Schiffe am Rennen der Teeklipper. Es waren die Ada, die Black Prince, die Chinaman, die Flying Spur, die Ariel, die Taitsing. Und die drei Kontrahenten aus dem Vorjahr waren ebenfalls wieder dabei. Am 29. Mai startete die Fiery Cross als erste. Einen Tag später folgte die Ariel. Und nur 20 Minuten nach der Ariel verließen Serica und Teaping den chinesischen Hafen. Einen weiteren Tag benötigte die Taitsing, um die Leinen loszuwerfen. Die restlichen Schiffe waren noch nicht fertig mit dem Beladen und damit bereits vor dem Start aus dem Rennen.

Am 5. September segelten die Ariel und die Teaping fast Seite an Seite in den englischen Kanal, um auf der Reede von Deal, der fiktiven Ziellinie, auf Schlepperhilfe zu warten. Vier Stunden später traf auch die Serica ein. Nach 99 Tagen Fahrt erreichte die Teaping um 9.45 Uhr die London Docks. Die Ariel machte um 10.15 Uhr in den East India Docks fest und die Serica landete um 11.30 an den West India Docks. Die Fiery Cross und die Taitsing benötigten 101 Tage für die Überfahrt.

Die Eigner der Ariel und der Teaping gerieten in einen heftigen Streit um die Siegprämie von immerhin 10 Shilling pro Frachttonne. Zwar hatte die Ariel 8 Minuten vor der Teaping das Ziel erreicht, da die Teaping aber mit 20 Minuten „Verspätung“ in China gestartet war, hatte sie auf der Gesamtstrecke von etwa 16000 Seemeilen einen Vorsprung von 12 Minuten herausgesegelt.

Letztendlich teilten sich die Eigner der Schiffe die Prämie. Um aber zukünftige Feindseeligkeiten unter den Reedern zu vermeiden, wurden in den folgenden Jahren keine Preise mehr ausgesetzt.

Gefährliche Passagen

Dass auch List zum Sieg führen konnte, zeigt die Wettfahrt der Lord Macauly und der Elisabeth Nicolson. Der Kapitän der Elisabeth Nicolson war überzeugt davon, dass er mit seinem neueren und besseren Schiff seinen Konkurrenten auf jeden Fall aussegeln würde.

Bei der Durchsegelung einer der schmalen und schwierigen Passagen zwischen den indonesischen Inseln, die Kapitän Care von der Lord Macauly gut kannte, war ihm sein Gegner, bereits dicht auf den Fersen.

Care, der wusste, dass sein Konkurrent mit den Gewässern kaum vertraut war, traf gegen Abend schließlich deutlich sicht- und hörbar Vorbereitungen zum Ankern, als wolle er angesichts der schwierigen Passage den nächsten Morgen abwarten. Vermutlich erleichtert, folgte der Kapitän der Elisabeth Nicolson seinem Beispiel und ließ die Anker fallen. Sofort ließ Care sämtliche Segel setzen und gewann in dieser Nacht 70 Meilen Vorsprung. London erreichte die Lord Macauly eine Woche vor ihrer Gegnerin.

Die letzten Rennen der Teeklipper

Die letzten Rennen der Teeklipper fanden 1871 statt. Von Fu-tschou-fu segelten die Titania in 93 und die Lahloo in 111 Tagen nach London. Die Thermophylae benötigte von Shanghai nach London 106, die Cutty Sark 110 und die Forward Ho 118 Tage. Der 1869 eröffnete Suezkanal beendete schließlich die Teeklipperschifffahrt, an die heute noch die Cutty Sark in ihrem Trockendock in Greenwich bei London erinnert.

KastenGeschi1Vom Küstensegler zum Teeklipper

Cutty Sark – das schnellste Schiff seiner Zeit

Ein Kommentar

Eingeordnet unter 19. Jahrhundert, 5 Neuzeit, Schifffahrtsgeschichte

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